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12.08.2013 - Online-Portal - Beruf / Bildung / Jobs
Ergonomie am Arbeitsplatz – wie geht’s? Und lohnt sich das?
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(Initiative Mittelstand) 80.000 Stunden seines Lebens verbringt der „ganz normale“ Büroangestellte, nennen wir ihn Bernd Becker, im Sitzen. Jeder Erwachsene sitzt im Durchschnitt 11,5 Stunden pro Tag mehr oder weniger still. Am Arbeitsplatz. Vor dem Fernseher. Abends am Computer. Unvorstellbar, oder? Langes Sitzen ist genau wie langes Stehen oder jede andere länger ausgeführte starre, verharrende Körperhaltung ungesund. Solche starren (Arbeits-)Positionen können zu Verspannungen in den Schultern und Rückenschmerzen bis hin zu chronischen Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) führen. Im schlimmsten Fall droht sogar die Berufsunfähigkeit. Forscher des amerikanischen Pennington Biomedical Research Center stellten kürzlich sogar die These auf: Zu viel Sitzen verkürzt das Leben. Sie stellten körperliche Inaktivität auf eine Stufe mit Risikofaktoren für die Gesundheit wie Rauchen und Übergewicht.Kein Wunder, dass die Gesundheitsreporte von DAK und BKK für 2012 wieder mal hervorbrachten, dass MSE der häufigste Grund für Fehltage bei der Arbeit sind. Doch nicht nur das Muskel-Skelett-System könnte irgendwann streiken: Eine schlechte Ergonomie am Arbeitsplatz kann auch Herz-Kreislauf-Probleme hervorrufen und die inneren Organe beeinflussen. Ein Milliardenschaden für die deutsche Wirtschaft und Leiden und Schmerzen für die Betroffenen.
Ergonomie heißt also das Zauberwort, das – neben ausreichend Sport und Bewegung in der Freizeit – hier vorbeugen kann. Besonders der Arbeitsplatz, an dem jeder Beschäftigte den Großteil seines Tages verbringt, sollte nach ergonomischen Maßstäben gestaltet sein.
Ergonomie – was bedeutet das genau?
Das Kunstwort Ergonomie ist aus den griechischen Wörtern „ergon“ – die Arbeit/das Werk und „nomos“ – die Lehre/die Gesetzmäßigkeit zusammengesetzt. Es geht also um die „Lehre von der Arbeit“. Sinngemäß lässt sich „ergonomisch“ auch mit menschengerecht übersetzen. Die Ergonomie ist ein Teilgebiet der Arbeitswissenschaft und beschäftigt sich mit der Anpassung der Arbeitsbedingungen an die Eigenschaften und Fähigkeiten des arbeitenden Menschen. Im Arbeits- und Gesundheitsschutz ist Ergonomie ein enorm wichtiges Thema, denn sie betrifft alle Branchen und die meisten Berufe.
Sie haben schon einen ergonomischen Büroarbeitsstuhl? Prima! Doch Ergonomie betrifft das ganze Arbeitssystem. Ergonomisch gut gestaltet sollten sein:
- der Arbeitsplatz des einzelnen Mitarbeiters (Möbel, Bodenbelag …)
- der Arbeitsraum (der Raum um den Arbeitsplatz herum)
- die Arbeitsmittel (Maschinen, Anlagen, Tastatur, PC-Maus …)
- die Umgebungsbedingungen (Lichtverhältnisse, Raumklima …)
- die Arbeitsorganisation (Arbeitszeit, Art der Aufgaben …)
Weiche Faktoren und ein ganzheitliches Konzept
Die Zeiten, in denen die Aspekte der Ergonomie rein körperliche waren, sind längst vorbei. Heute weiß man, dass auch psychisch belastende Faktoren bei der Arbeit Symptome hervorrufen können, die Auswirkungen auf die Ergonomie haben. So können sich psychische Faktoren zum Beispiel in scheinbar unerklärlichen Rückenschmerzen niederschlagen. Und auch „weiche“ Faktoren, wie etwa Licht, frische Luft, Bilder an den Wänden und Pflanzen auf dem Schreibtisch, können das Wohlgefühl der Mitarbeiter – und damit die Produktivität – steigern. Die Farb-Ergonomie zum Beispiel ist ein eigenes Gebiet der Ergonomie und betrachtet, wie sich Farben auf die Psyche des Menschen auswirken.
Die moderne Ergonomie verfolgt also einen ganzheitlichen Ansatz – sie zielt auf die Gesundheit von Körper und Geist der Mitarbeiter ab.
Online-Portal bietet News und Infos rund um ergonomische Arbeitsplätze!
Obwohl Ergonomie ein wichtiges Thema für den Arbeitsschutz und die Gesunderhaltung ist, entsprechen laut der bso-Studie 2011 3,6 von 18 Millionen Bildschirmarbeitsplätzen nicht den gesetzlichen Anforderungen der Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV). Dabei lohnt sich laut Dr. Peter Schäfer, Präventionsexperte bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (BGV), die Investition, zum Beispiel in einen höhenverstellbaren Arbeitstisch. Der Kostenunterschied zwischen festen und höhenverstellbaren Arbeitstischen sei in den letzten Jahren stark geschrumpft, außerdem koste ein Krankheitstag oft schon mehr als der Preisunterschied betrage. Das gilt auch für andere Maßnahmen für ergonomische Arbeitsplätze, noch dazu unternehmen die wenigsten Menschen privat etwas gegen die alltägliche Unbeweglichkeit. Dabei muss man für den ersten Schritt noch nicht mal fürchterlich beweglich sein: Online, zum Beispiel im Arbeitsschutz-Portal, gibt es Publikationen, Aktionen, Poster oder Videos, die zeigen, wie man mit einfachsten Mitteln mehr Ergonomie in sein Leben bringt. Heute noch anzufangen, lohnt sich!
http://www.arbeitsschutz-portal.de/...